Pressemitteilung vom 27. April 2018

Hamburger_innen fordern Aufklärung für den Mord an Süleyman Taşköprü

 

Hamburg ist das letzte Bundesland, in dem der NSU mordete, ohne Untersuchungsausschuss +++ Der Hamburger Senat muss endlich handeln +++ Parlamentarischer Untersuchungsausschuss muss NSU-Mord an Hamburger Kaufmann Süleyman Taşköprü aufklären +++

 

Am 27. Juni 2001 ermordete der Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) in Hamburg-Bahrenfeld Süleyman Taşköprü. Der Prozess gegen mutmaßliche Unterstützer_innen des NSU vor dem Münchner Oberlandesgericht steht kurz vor dem Abschluss. Die Aufklärung in Hamburg hat noch nicht einmal angefangen. Mit Blick auf das zu erwartende Ende des Prozesses hat sich „Initiative für die Aufklärung des Mordes an Süleyman Taşköprü“ gegründet, um in Hamburg für Aufmerksamkeit zu sorgen. „Wir fordern gemeinsam mit der Familie Taşköprü die Aufklärung dieses Mordes. Diesen Forderungen schlossen sich bereits über 80 Personen und Organisationen aus Hamburg an, darunter verschiedene Initiativen zum Gedenken an Todesopfer rechter und rassistischer Gewalt in Hamburg, Ibrahim Arslan, Überlebender des Brandanschlags in Mölln 1992 sowie Kulturschaffende Musiker_innen und Gewerbeschaffenden,“ erklärt Robin Steinbrügge von der Initiative, „Hamburg versucht das Thema NSU auszusitzen, aber wir werden den Mord an Süleyman Taşköprü nicht vergessen. Wir werden nicht aufhören, Antworten zu fordern.“

 

Mit der Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum NSU in Mecklenburg-Vorpommern ist Hamburg nun das letzte Bundesland, in dem der NSU mordete, ohne einen Untersuchungsausschuss. „Dieser mehr als peinliche Umstand führt dazu, dass in Hamburg sechseinhalb Jahre nach Bekanntwerden des NSU noch alle Fragen offen sind,“ sagt Steinbrügge und nennt einige der Fragen: „Wie und von wem wurde Süleyman Taşköprü als Mordopfer ausgewählt? Welche Rolle und Aufgabe hatten die Hamburger Neonazis im NSU‐Komplex und welche Beteiligung am Mord von Taşköprü? Warum vernachlässigten Polizei und Staatsanwaltschaft bis 2011 die Verfolgung eines rassistischen Tatmotivs?“

 

„Unsere zentralen Forderungen sind ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss sowie eine angemessene Entschuldigung und Entschädigung der Familie für die zehn Jahre dauernde Verdächtigungen durch Hamburger Behörden, Polizei, Verfassungsschutz und Medien,“ so Robin Steinbrügge von der Initiative.

 

„Von einer ‘rückhaltlosen Aufklärung‘, die 2012 von Hamburger Innensenator Michael Neumann versprochenen wurde, kann keine Rede sein“, stellt Steinbrügge fest. Der Prozess in München schaffe für die Betroffenen keine vollständige Aufklärung. Während in Bund und Ländern bislang 12 parlamentarische Untersuchungsausschüsse eingerichtet wurden, behauptet der Hamburger Senat, mit einem mit knapp 90-seitigen Bericht aus dem Jahr 2014 sei der NSU-Komplex in der Hansestadt ausreichend aufgeklärt. „Auch in Hamburg brauchen wir einen Untersuchungsausschuss mit umfassenden Befugnissen, um die genauen Umständen des Mordes sowie die anschließenden Ermittlungen aufzuklären“, so Steinbrügge.

 

Am Tag der Urteilsverkündung in München wird es in Hamburg zahlreiche Aktionen geben. Für den Samstag nach der Urteilsverkündung im Münchner NSU-Prozess plant außerdem das Hamburger Bündnis gegen Rechts eine große Bündnisdemonstration unter dem Motto ‚Kein Schlussstrich nach dem Urteil im NSU‐Prozess!‘. „Mit dieser Demonstration wollen wir deutlich machen, dass mit dem Urteil die Aufklärung und Aufarbeitung des NSU-Komplex keinesfalls beendet sein darf“, so Felix Krebs vom Hamburger Bündnis gegen Rechts.

 

 

Presse-Kontakte:

 

Für die Initiative steht Ihnen Robin Steinbrügge zur Verfügung. Wir bitten davon abzusehen, direkten Kontakt zur Familie aufzunehmen.

 

E-Mail: Presse@aufklaerung-tatort-schuetzenstrasse.org

Homepage: aufklaerung-tatort-schuetzenstrasse.org